Karriere

Sprach­zer­ti­fi­ka­te

Was man fürs Arbei­ten in der Schweiz wis­sen sollte

22. Juni 2022
Von A1 bis C2 – Sprachzertifikate im Überblick

Als Recruiter sprechen wir jeden Tag mit zahlreichen Kandidatinnen und Kandidaten; ihr Lebenslauf liefert dabei eine spannende Gesprächsgrundlage. Im internen Austausch über all diese Gespräche ist uns etwas aufgefallen: Viele Bewerbende tun sich mit der Selbsteinschätzung ihrer Sprachkenntnisse schwer. Das ist verständlich, insbesondere, wenn man noch nie ein offizielles Sprachzertifikat erworben hat. Und doch: die korrekte Angabe der Sprachkenntnisse im CV ist von enormer Bedeutung, kann es doch schnell das Aus im Bewerbungsprozess bedeuten.

In unserer globalisierten Welt sind Fremdsprachkenntnisse wertvolle hard skills. Offizielle Sprachzertifikate sind mehr als nur eine nette Zugabe in den Bewerbungsunterlagen – sie kommunizieren Transparent, wie gut man eine Sprache beherrscht. In der Schweiz sind sie für einige Bewilligungen sogar erforderlich. Nur: Wer sich damit nicht auskennt, der versteht unter „B2" oder „C1" nur Bahnhof. Was bedeutet das? Wo erhält man qualifizierte Sprachzertifikate? Und wie gelingt die Selbsteinschätzung? Wir bringen Licht ins Dunkel.

Die Sprachniveau Globalskala des GER

Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER) ist ein Bewertungssystem, um Sprachkenntnisse in sechs Kompetenzstufen einzuordnen. Diese Globalskala reicht von A1 (niedriges Sprachniveau) bis C2 (höchstes Sprachniveau). Die sechs Stufen im Überblick:

A-Level: Elementare Sprachanwendung
A1: erste Grundsprachkenntnisse
A2: vertiefte Grundsprachkenntnisse

B-Level: Selbständige Sprachanwendung
B1: gutes Sprachniveau
B2: fliessendes Sprachniveau

C-Level: Kompetente Sprachverwendung
C1: fließendes bis verhandlungssicheres Sprachniveau
C2: Sprachkenntnisse auf Muttersprachniveau

Auf der Homepage des GER werden die Sprachniveaus im Detail erläutert. Zudem gibt es eine Unterseite, die konkret die Einschätzung der eigenen Sprach-Skills thematisiert und dabei Orientierung bietet. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, der macht einen offiziellen Sprachtest.

Welche Sprachtests gibt es?

Eines möchten wir vorneweg schicken: Es gibt zahlreiche Testmöglichkeiten, um Sprachkenntnisse zu zertifizieren. Hier listen wir jene, die für einen Umzug respektive zum Arbeiten in der Schweiz hilfreich sind. Denn wir sprechen in der Schweiz vier offizielle Sprachen: Deutsch (70), Französisch (20%), Italienisch (7%) und Rätoromanisch (3%). Für Halter oder Anwärter einer B- respektive C-Bewilligung gelten seit dem 01.01.2020 zusätzliche Sprachanforderungen (mindestens B1). Ausländische Staatsangehörige, die nicht befreit sind, benötigen beglaubigte Sprachzertifikate unter allgemein anerkannten Qualitätsstandards. Eine Liste der anerkannten Kurse finden sich bei der offiziellen Seite fide sowie hier. Anbei eine Auswahl empfohlener Testmöglichkeiten für die relevanten Sprachen sowie Angaben zu Englisch Zertifikaten.

Deutsch
Goethe-Institut (A1-C2)
telc GmbH (A1-B2, C1)
Verein Österreichisches Sprachdiplom Deutsch (ÖSD) (A1-C1)

Französisch
DELF/DALF (A1-C2)
CCIP (A1-C2)

Italienisch
Università per Stranieri di Perugia, CVCL – CELI 1-5 (A2-C2)

Englisch
TEOFL
Cambridge Certificate (A2-C2)
IELTS

Wer kein Zertifikat benötigt, kann im Internet nach Einstufungstests suchen und kostenfrei das eigene Sprachniveau herausfinden, zum Beispiel hier.

Vorbereitung auf Sprachtests

Vorbereitung ist die halbe Miete. Man sollte sich daher im Vorfeld mit dem Prüfungsformat und den behandelten Themen vertraut machen. Sind es Multiple-Choice-Fragen? Gibt es neben dem schriftlichen Teil auch einen Hörverständnisteil? Wie viel Zeit hat man? Gibt es für falsche Antworten Punktabzug oder kann man raten? Wer dies und weitere Rahmenbedingungen kennt, vermeidet böse Überraschungen.

Lernen ist Typsache! Während der Vorbereitung sollten auditive Lerntypen fremdsprachige Texte laut vorlesen und sich Vokabeln abfragen lassen. Visuelle Lerntypen sollten sich beim Lernen Notizen machen, Karteikarten schreiben und Texte durch eigene Zusammenfassungen niederschreiben.
Und für alle Lerntypen gilt: Übung macht den Meister. Also am besten auch Fernsehsendungen, Nachrichten in der entsprechenden Fremdsprache anschauen, Podcasts hören, Bücher lesen und regelmässig online oder offline mit Tandem-Partner:innen kommunizieren.

Noch ein Tipp: Nicht nur mit Kopfhörern lernen! Die Umgebung des Hörverständnisteils kann laut sein und wer nur ungestörtes Hören auf den Kopfhörern gewöhnt ist, kommt schnell ins Schwitzen. Also lieber mit Lautsprecher in verschiedenen Umgebungen üben.

Übungstests eignen sich gut, um ein Gefühl für die Sprachtests zu bekommen und reduzieren so den Prüfungsstress. Sie werden von einigen Test-Institutionen angeboten, zum Beispiel von telc.

Was kosten offizielle Sprachtests?

Die Kosten der verschiedenen Sprachtests variieren. Sie sind abhängig von der Niveaustufe, der Testart und natürlich davon, ob man nur ein Zertifikat braucht oder einen umfangreichen Sprachkurs belegt. Wir empfehlen, mit den jeweiligen Prüfungszentren direkt in Kontakt zu treten, um die genauen Kosten vorab abzuklären.
Als Anhaltspunkt: Ein DALF Diplom kostet rund 100 bis 150 SFR. Für ein Allgemeines Englisch Zertifikat beim Cambridge Institut fallen derzeit Gebühren zwischen 150 SFR (Niveau A1) und 260 SFR EUR (Niveau C2) an. Beim TOEFL Test fallen je nach Land unterschiedliche Preise an. In der Schweiz kostet der TOEFL Test derzeit 335 USD.

Wichtig: Für Schutzsuchende aus der Ukraine wurde per März 2022 der Schutzstatus S aktiviert. Ein Schwerpunkt des Programms ist die Unterstützung beim Erwerb von Sprachkenntnissen, die sowohl bei der sozialen Integration als auch beim Arbeiten in der Schweiz von Vorteil sind. Viele Angebote sind subventioniert und teilweise gibt es eine Kinderbetreuung. Am besten schaut man auf den Homepages der Kantone nach den Details.

Ob mit oder ohne Zertifikat, eine neue Sprache zu lernen erweitert den Horizont. Wir wünschen euch dabei viel Erfolg und viel Freude beim Kommunizieren mit Menschen aus aller Herren Länder.

Bis bald, à bientôt, a presto & see you soon,
eure Coopers Family

 

Foto von Towfiqu Barbhuiya via Unsplah